Erneuerbare Energien und wer sie wie nutzt waren Themen in der Bürgerversammlung in Zellingen.
Wie der Markt Zellingen und seine Bürger von der Energiewende in Deutschland profitieren können war das Hauptthema der Zellinger Bürgerversammlung. Konkrete Projekte aber wurden dazu nicht vorgestellt.
„Meine Stadt gehört uns“ ist wohl der wichtigste Satz aus dem Vortrag von Johann Dallmayer von der Karlstadter Firma Dallmayer. Bürger-, Kunden und Mitarbeiterbeteiligungen sind das Spezialgebiet des Beratungsunternehmens aus Karlstadt. Es unterstützt Kommunen, Stadtwerke, Genossenschaften und Unternehmen von der Strategiefindung bis zur Komplettverwaltung. Dazu hat es auch eine geeignete Software entwickelt.
Beim Großteil der rund um Zellingen gebauten Windräder und Photovoltaikanlagen gilt: Sie gehören anderen, und diese meist ortsfremden Investoren verdienen damit Geld. Das geht Johann Dallmayer gegen den Strich, denn es gäbe auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel Fonds, Stiftungen und Genossenschaften, in die sich die Bürger vor Ort einkaufen können. Den Weg einer Genossenschaft ging mit Hilfe der Firma Dallmayer zum Beispiel die Bürgerenergie Retzstadt. Sie plant konkret Solaranlagen und als weitere Ziele Windkraftanlagen. Aus 128 Gründungsmitgliedern im August 2011 sind inzwischen über 200 geworden.
Auch andere Modelle möglich
Welches Finanzierungsmodell für Zellingen in Frage kommt, ist derzeit offen. „Wir kennen alle Modelle und Beteiligungsformen“, erklärte Johann Dallmayer in seinem Vortrag, anders könnte die Firma gar nicht seriös beraten. Bei den Projekten muss es auch nicht grundsätzlich um erneuerbare Energie gehen. Denkbar seien auch Breitbandinstallationen oder die Öffnung städtischer Wohnungsbaugesellschaften.
Bürgerbeteiligung ist ein Weg, mit dem Gemeinden selbst in Anlagen auf ihren Standorten investieren können. Damit bleibt nicht nur der Gewinn im Ort, auch beim Bau kann über die Auswahl der Handwerker die Wertschöpfung in der Region gehalten werden. Zellingens Bürgermeister Wieland Gsell führte beispielhaft eine bayerische Gemeinde mit 3800 Einwohnern an, die drei Millionen Euro Wertschöpfung für ihre Landwirte und Handwerker vor Ort erreichte.
In Zellingen gibt es zu dem Thema erste Ansätze. Der Gemeinderat buchte bei der Firma Dallmayer das Seminar „Recht und Strategie“. Und es wurde ein Liste von öffentlichen Gebäuden erstellt, deren Dächer für Photovoltaikanlagen geeignet sind.
Solarzellen reichen nicht
Auf Nachfrage eines Bürgers erklärte Wieland Gsell, über eine eigene Freiflächenanlage sei bisher nicht geredet worden. Grundsätzlich wäre das aber denkbar, umso mehr als 2010 eine Bauleitplanung für eine Anlage bei Duttenbrunn erfolgte, sich der Investor aber zurückzog. Grundsätzlich könne der Strombedarf Zellingens nicht allein mit Solarzellen gedeckt werden. Nötig seien dafür auch Windkraftanlagen oder Biomassekraftwerke. Diese könnten zum Beispiel Holz aus der Durchforstung nutzen.
Kein „Bürgerprojekt“ wird der Faulturm der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes „Zellinger Becken.“ Seine Finanzierung ist vom Verbandsrat der sechs Mitgliedsgemeinden bereits beschlossen und erfolgt über die massive Einsparung von Betriebskosten für Strom und die Klärschlammentsorgung. Das kommt letztlich an den an die Kläranlage angeschlossenen Bürgern über die Abwassergebühren zugute.
Auch andere Themen bewegten die Bürger. Die lange Bauzeit in der unteren Bachgasse kritisierte Wolfgang Seidler. Hierzu erklärte Werner Küffner vom betreuenden Ingenieurbüro Arz, die in der Straße vorhanden Leitungen hätten alle am Bau Beteiligten überrascht. Geplant war, die Wasserleitung und den Abwasserkanal zu erneuern, doch habe sich gezeigt, dass bis auf einen halben Meter Breite bereits überall in der Straße Leitungen verlegt sind. Weil dieser Platz nur für die Wasserleitung reicht, werde nun der vorhandene Kanal mit einem Inliner saniert. Der Ingenieur versprach, dass die Baustelle jetzt vordringlich behandelt wird.
Geschäfte schwer erreichbar
Die Verlängerung des Mähderwegs zu asphaltieren, schlug Rene Reuchlein in der Zellinger Bürgerversammlung vor. Das würde Fußgängern und Fahrradfahren den Weg ins Gewerbegebiet und damit unter anderem zur Firma Aldi oder Elektro Dittmaier erleichtern. Derzeit ist der Weg geschottert. Bürgermeister Wieland Gsell nahm das als Anregung auf. Derzeit sind die Geschäfte im Gewerbegebiet für Fußgänger schwer zu erreichen, weil es entlang der Würzburger Straße keinen durchgehenden Gehweg gibt. Dessen Bau ist längst geplant und beschlossen. Die Baufirma musste aber ihre Zusage für den Bau bis zum Jahresende widerrufen. Versprochener Fertigstellungstermin ist jetzt 15. April 2012.
Der verlängerte Mähderweg sei sogar eine gute Alternative zum künftigen Gehweg, fand Werner Kuhn. Das relativierte der Bürgermeister: Das gelte nur für Bewohner der Zellinger Siedlung oberhalb der Würzburger Straße Richtung Umgehungsstraße. Für die anderen wäre es ein unattraktiver Umweg.